Nachdem es ja einen Fork von slic3r (
https://github.com/Zip-o-mat/Slic3r/tree/nonplanar ) von den gleichen Menschen gibt, die auch hinter dem Video stehen, habe ich das ganze bei mir eingerichtet um es auszuprobieren.
Weiter unten habe ich für Interessierte auch eine Anleitung erstellt, wie ihr euch Slic3r unter Windows 10 selber compiled.
Das Ergebnis war zu Beginn aber eher ernüchternd: Auch mit 2cm und 60° Neigung (realistisch sind eher 30-45° und 0,5-1cm) werden viele "unebene" Flächen gar nicht non-planar gesliced.
Prüfen kann man das direkt in der Preview, wo man den Druckpfad sieht.
Für den besten Effekt muss das Modell explizit optimiert sein, weil viele Oberflächen nicht gut erkannt werden.
Probiert habe ich es mit ein paar Thingiverse-Sachen und ein paar selbstgebastelten Tinkercad-Dingen
Bei dieser Star Trek Badge
https://www.thingiverse.com/thing:1963130 ist z.b. ausschließlich der schmale obere Rand der Badge nonplanar, der Innenteil sowie die "Flügel" werden weiterhin Layer für Layer mit Stufen gedruckt:
Was gut funktioniert sind quergestellte Halbzylinder und Kugel-Oberflächen, sofern sie auf Ebenen aufsitzen, sowie ggf. auch Schrägen (Im Beispiel 45°, 10mm Clearance):
Heute habe ich mir mal die Mühe gemacht und explizit mit diversen Details rumgespielt, das habe ich bisher rausgekriegt:
Wenn Flächen insgesamt mehr Höhe überbrücken als die Clearance erlaubt, wird garnix nonplanar gemacht.
Auch Flächen, die alleine nonplanar gesliced werden können, kriegen nun plötzlich keine angepasste Oberfläche mehr
Der Keil links ist in Tinkercad in der Mitte in zwei Objekte zerlegt, rechts ist der Keil ein einziges Objekt:
Das heißt, für die meisten Anwendungsfälle müsste man Schnitte in die .stl-Dateien einfügen um (mehr) nonplanar slice-bare Flächen zu erhalten. Eventuell kriegt man alle Flächen, die nicht zu "steil" sind damit hin, wenn man die .stl vorher in Scheiben schneidet, das probiere ich bei Gelegenheit noch aus.
Die "schöne" Version von den beiden oben sieht gedruckt so aus:
Für meinen Ender3 habe ich 30° geraten und 3mm Clearance gemessen.
Die Einstellungen habe ich in Slic3r jetzt nocht nicht fürs Drucken perfektioniert, aber man sieht wohin die Reise gehen kann.
Anleitung: Wie krieg ich das bei mir zuhause hin?
Falls jemand von euch sich dafür interessiert,wie man das unter Windows 10 zum Laufen kriegt (man muss es zwangsläufig selbst compilen):
Im Grunde folgt man nur der Anleitung aus dem Link auf Github ganz oben, die Schritten aus zuerst verlinkten Kommentar als erstes. Ich habe die Einzelschritte aber mal so zusammengetragen dass auch Nicht-Linix-Menschen eine Chance haben.
Links zu den jeweiligen (englischen) step-by-step-Listen sind jeweils fett. Die gilt es in der Regel wirklich komplett abzuarbeiten.
Vergessene Schritte führen dazu, dass irgendwas nicht klappt. Die gute Nachricht: Schritte doppelt ausführen macht nichts kaputt.
- "Windows Subsystem for Linux" aktivieren und Linux installieren https://docs.microsoft.com/en-us/windows/wsl/install-win10
(ich hab Ubuntu genommen und würde das Einsteigern auch empfehlen weil weitverbreitet und daher die meiste Software direkt installierbar, außerdem sind die Guides für slic3r für "apt" geschrieben was der "Software-Store" für Ubuntu und Debian ist)
- "Xming" installieren, damit euer "Linux im Windows" auch Grafik unter Windows anzeigen kann https://sourceforge.net/projects/xming/
Dann empfehle ich, ein Verzeichnis unter Windows anzulegen wo eure Fortschritte landen, z.B.
C:\Linux oder
D:\Linux und das ins Linux-Homeverzeichnis einzubinden. Wird gleich erklärt wie das geht
Alles was jetzt in Spoilern kommt wird in die Linux-Kommandozeile eingetippt (oder kopiert) und mit Enter abgeschickt. Dafür im Windows-Startmenü einfach "Ubuntu" suchen und starten, es sollte ein schwarzes Fenster mit bunter Schrift erscheinen.
Um das angelegte Verzeichnis in dem Linux-Dateisystem zu verankern folgenden Befehl ausführen:
Das fettgeschriebene ist der Laufwerksbuchstabe und dann der Name von eurem Ordner (Groß-Kleinschreibung beachten, Linux unterscheidet!)
Jetzt mit
in das Verzeichnis wechseln (die Tilde ~ steht für "Home-Verzeichnis", quasi "Meine Dateien" unter Linux)
Ab dem Zeitpunkt werden Dateien, die ihr in dem Ubuntu-Fenster runterladet und installiert, auch in eurem C:\Linux Ordner sichtbar. Ihr könnt also später auch Module und Anpassungen direkt in den Dateien von slic3r aus Windows heraus vornehmen.
Startet
Xming damit wir nach dem compilen bunte Slic3r-Fenster kriegen.
Nun
- setzen wir in Ubuntu den Wert, damit wir später mit Xming was anzeigen:
- ein Verzeichnis für die unveränderte Slic3r-Version erstellen und reinwechseln:
- Danach das unmodifizierte Slic3r (https://github.com/slic3r/Slic3r/) nach Anleitung bauen, weil die modifizierte Version davon einige Dateien braucht: https://github.com/slic3r/Slic3r/wiki/Running-Slic3r-from-git-on-GNU-Linux
- Tipp: Dort wo es heißt "create a file" könnt ihr folgenden Befehl nutzen:
Das sollte "slic3r" als Datei anlegen, und die könnt ihr dann unter Windows mit einem Text-Editor eurer Wahl bearbeiten, z.B. Notepad++
- Verzeichnis vom "original" Slic3r in die Ubuntu-Systemvariablen speichern mit
- zurück ins Linux-Verzeichnis:
- noch ein Verzeichnis, diesmal für die nonplanar-Version, erstellen und reinwechseln:
- non-planar Slic3r nach Anleitung bauen https://github.com/Zip-o-mat/Slic3r/blob/nonplanar/README.md
(! Den "export PERL5LIB" Schritt haben wir weiter oben schon gemacht !)
Jetzt seid ihr theoretisch soweit, dass ihr in einem frisch gestarteten Ubuntu-Fenster mit folgenden Befehlen Slic3r starten könnt:
Wenn ihr drei Bildschirme mit Text seht, dann habt ihr entweder Xming nicht am laufen, oder "export display=:0" fehlt.
Andernfalls öffnet sich ein "ganz normales" Windows-Fenster für Slic3r
Das Starten kann man noch etwas vereinfachen:
Legt in dem Linux-Ordner eine neue Datei "slic3r.sh" an, und setzt das "execute" Flag:
Jetzt öffnet ihr die Datei und packt den folgenden Inhalt rein:
#/bin/sh
export display=:0
export PERL5LIB=~/Linux/original/Slic3r/local-lib/lib/perl5/
cd ~/Linux/nonplanar/Slic3r
perl slic3r.pl
Ab sofort sollte nach dem Öffnen eines Ubuntu/Linux Fensters dann der Befehl
direkt Slicer starten und ihr könnt loslegen.
Ihr könnt in Slic3r entweder über "Filesystem> /mnt/" auf eure Windows-Laufwerke zugreifen, oder einfach den "Home" Link in Slic3r nutzen - an alles was unter "Home/Linux" liegt kommt ihr ja wie gewohnt auch mit Windows ran!
Viel Erfolg!