Problem Oh Sh... Der Super-GAU Thread

flatten_the_skyline

Super-Moderator
So.

Die letzten Tage haben gezeigt dass es Zeit für ne sachliche Diskusison über Unfälle mit elektrischen Blastern ist. Ich liste mal (auf Zuruf) ein paar Störfälle auf, wie sie passieren, warum sie passieren, was dabei passieren kann und wie man sie vermeidet.

1. Kurzschluss
kurzer.png

Abb. 1 Schaltskizze eines Kurzschlusses

Ein Kurzschluss ist vermutlich das schlimmste was in einem blaster passieren kann. Die Pole der Batterie wird ohne nennenswerten Widerstand verbunden, ihre Entladung ist nur durch ihren inneren Widerstand und den der Litze begrenzt.

Der worst case:

Eine Becherzelle wird kurzgeschlossen und dabei so schnell entladen dass sie stark erhitzt. Da Lithiumzellen keinerlei Überdruckventile haben explodiert sie mit möglicher Splitterwirkung, außerdem gibt es einen Metallbrand der mit normalen Methoden nicht zu löschen ist.

GettyImages-003727-001.jpg

Abb. 2: Auswirkung auf Trustfire Akkus. (leicht übertrieben)
Was sonst noch passieren kann:
Lipos werden sich aufblähen und platzen, keine Splitter, aber immer noch ein Metallbrand. Was tun wenns brennt? Brennen lassen, evtl. mit Sand abdecken.

Wenn ein Schalter im Kurzschluss sitzt ist der vermutlich hin und lässt sich nicht mehr ausschalten, möglicherweise brennt ein Kabel (durch)

Die Beteiligten Zellen werden durch den Kurzschluss stark in Mitleidenschaft gezogen und verlieren Kapazität und Entladefähigkeit

Warum er passiert:

Kurzschlüsse sollten im Normalfall nicht auftreten. Fehler wären möglicherweise zwei schlecht isolierte Leitungen die sich berühren oder durch leitende Flüssigkeit verbunden werden. Häufiger schätze ich sind Konstruktionsfehler bei denen Leitungen falsch verlötet werden.

Was man dagegen machen kann:

1. Nüchtern und bei voller Konzentration löten.
2. Konstruktionen durchmessen oder mit geringen Spannungen testen.
3. Sorgfältig isolieren
4. NIE mit angeschlossenen Lithiumzellen löten
5. Eventuell eine Sicherung aus dem Kfz-Bereich direkt an der Stromquelle verbauen

Wahrscheinlichkeit: 2/10
Auswirkung: 10/10

2. Blockierte Motoren, durchgebrannter Schalter


Der worst case:
Die tollen neuen Slotdevils blockieren durch einen jammenden dart oder weil sie sich ins Gehäuse gefressen haben. Der Blockadestrom ist so hoch dass der Schalter durchschmort und sie nicht mehr auszuschalten sind. Es wird sehr schnell sehr viel Saft aus den Zellen gezogen, sie werden heiß, Metallbrand.

disaster-girl.jpg

Abb. 3: Sie war schon immer eher der Plungerblaster-Fan.

Was sonst noch passieren kann:


Die Motoren brennen durch, der cage nimmt schaden, die Flywheels schmelzen an, der Finger ist ab und fliegt so 3,4 Meter PTG, Der Schalter ist durch. Kabel brennt durch, und wenn die Akkus heiß werden steigt ihr innerer Widerstand und sie verlieren Entladerate und Kapazität. (und sind damit auch Unfallgefährdeter)


Warum es passiert:
Motoren ziehen am meisten Strom wenn sie blockieren. (source?)
Beim Slotdevil ist der Strom unter Last bei 12V 4,1A, der Blockadestrom ist 10,5A(!)

Das heißt statt 8,2A müssten auf einmal 21A aus dem Akku durch die Leitungen, Schalter und Lötstellen. Wenn dann der Schalter durchbrennt ist das auch nicht abzustellen ohne den womöglich heißen Akku rauszurupfen.


Was man dagegen machen kann:

Das positive an der Sache ist, dass wir im Gegensatz zum Kurzschluss der ja sonstwo auftritt noch den ganzen Stromkreis haben. Das heißt, wir können einfach versteckt am Gehäuse nen Killswitch anbauen. Der sollte genug aushalten und kann ganz einfach den ganzen Zirkus beenden.

Die Liion sind da vermutlich schwer vorherzusagen. Wir haben kein Datenblatt, gleichzeitig sollten die Kontaktflächen auch gar nicht viel Saft durchlassen.

Es stellt sich für mich die Frage inwiefern das für LiPos überhaupt ein Szenario ist. Die wenigsten Lipos haben eine Entladerate unter 20C und Kapaziätetn unter 1Ah (1.000mAh)

1Ah*20= 20A


Das heißt dass der Akku eigentlich safe sein sollte, bei ner RS kommt dann natürlich noch der Pusher dazu und wir landen bei 31,5A...


Wichtig ist noch anzumerken dass der Akku die 20A zwar schluckt, aber der Rest - Leitungen, Motoren, Schalter - womöglich leiden. Außerdem droht dabei schnell die Tiefentladung wenn der Zustand ein paar Minuten anhält. Man kann jetzt natürlich den gesamten Schaltkreis hochskalieren auf 2mm² Litzenquerschnitt und fette Schalter, oder man lebt mit dem Risiko dass Teile des Stromkreises weg sind wenn was schief läuft.




Wahrscheinlichkeit: 2/10
Auswirkung: 9/10

3. Tiefentladung


Abb. 1 Schaltskizze eines Kurzschlusses


E


Der worst case:

E



Abb. 2: Auswirkung auf Trustfire Akkus. (leicht übertrieben)
Was sonst noch passieren kann:
L

Warum er passiert:

K


Was man dagegen machen kann:

1


Wahrscheinlichkeit: 2/10
Auswirkung: 10/10
 
Zuletzt bearbeitet:

Fallout_Boy

Super-Moderator
Wir könnten auch nach FMEA ( Fehlereinflussanaylse ) die verschiedenen
Fehlerquellen mit Gefahrenstufe versehen.

Hat hier jemand den Schwarzen Gürtel in SIXSigma?

Ansonsten werde ich schon mal einen Bullshit Bingo Bogen mit
den gängigsten Schlagworten aus dem Qualitätsmanagement vorbereiten :D
 
P

PlopAutsch

Guest
Ach ja, LEAN. Nirgends kann man unproduktiver Mickey Mouse Dollar umschichten und sich selber bescheissen :D

Hab den Mist 5 Jahre lang gemacht mit nem Green Belt in Setup Reduction und Basis LEAN Betreuer für meine Halle. Zum Glück hab ich den Job als LEAN Analyst fürs gesamte Werk dann nicht bekommen. Das Erwachen kam nämlich erst ein Jahr nach der Stellenausschreibung, als die Obrigkeit dann beschlossen hatte, daß Projekte mit nur Soft-Savings nicht mehr abgeschlossen werden dürfen.
 

Fallout_Boy

Super-Moderator
Sorry, falls wir das Topic verlassen, aber ist gerade lustig.
Controlling ist die Pest im Anus jeder modernen Firma.
Dafür wird so viel Geld verbraten, dass die Stundensätze der Ingenieure
in schwindelnde Höhen steigen und Arbeit für drei leisten müssen um kostendeckend zu sein.
OK, doch nicht lustig, ich bin raus.
 

medusa

Auf Blasted zuhause
Öhm, kleine Korrektur:

Brennendes Lithium bitte NICHT mit Sand abdecken. Sand ist SiO2 und kann daher vom brennenden Li exotherm reduziert werden, genau wie das beim Löschen mit Wasser passiert. Nur das das entstehende Si nicht noch wie der Wasserstoff an der Luft explodiert.

:onfire:
 

TheOrk

Auf Blasted zuhause
Ich halte mich an die Empfehlungen aus diesem Merkblatt, da sie nachvollziehbar und schlüssig klingen, bis sie mir jemand glaubhaft widerlegt.
http://www.eco-idc.de/eco-news/LiPoSicherheitshinweise.pdf
Ich würde mich bei solchen Sachen nicht an Merkblätter von Vereinen halten, sondern an das offizielle Sicherheitsdatenblatt eines Herstellers:
https://www.uscg.mil/hq/cg4/cg432/docs/msds/MSDS_LiIon.pdf
Da steht es ganz explizit drin: KEIN Sand, Decken, Löschpulver, ... Nur: CO2, Halon oder "unmengen" Wasser (zum runterkühlen bis es aus geht).
 
Zuletzt bearbeitet:

Moggih

Auf Blasted zuhause
Das ist aber ein Pack aus LiIon-Becherzellen, kein LiPo-Pack wie ich sie verwende.

Überzeugt mich noch nicht ;)

Mag da also durchaus Unterschiede zwischen den Löschmethoden geben, je nach Typ des Akkus bzw. Packs.
 
Zuletzt bearbeitet:

TheOrk

Auf Blasted zuhause
Für mich wäre es einfach die Kategorie "Metallbrand mit Lithium(legierung)", egal ob das in Döschen oder Plastikbeuteln verpackt ist? Klar wäre (trockener) Sand nicht das schlimmste, aber richtig Löschen tut man den Kram anders...
 
Zuletzt bearbeitet:

Moggih

Auf Blasted zuhause
Metallisches Lithium, welches bekanntlich bei Berührung mit Wasser brennt, ist - wenn überhaupt - nur in geringen Mengen in den Li-Zellen vorhanden. Der typischer Gesamtgehalt an Lithium beträgt ca. 1.5g/5000mAh-Zelle, wobei dieses Lithium normalerweise komplett als Lithium-Ionen vorliegt. Diese Ionen sind bzgl. einer Reaktion mit Wasser neutral. Metallisches, mit Wasser reagierendes Lithium kann sich allerdings bei der Überladung bilden (Spannungen >4.2V). Es sind dann aber relativ kleine Mengen, die erst bei massiver oder andauernder Überladung zu einer Selbstentzündung bei Kontakt mit Wasser oder Feuchtigkeit führen.
...
Eine brennenden LiPo-Zelle in den meisten Fällen nicht mit einem Metallbrand (Brandklasse D, z.B. Magnesiumbrand) zu verwechseln. Wenn eine LiPo-Zellen brennt, dann brennt zuerst das organische Lösungsmittel (Brandklasse B oder ggf. C) und später der Kunststoff der Umhüllung bzw. die Polymerfolie (Brandklasse A). Hier sind dann die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen für Kunststoffbrände (giftige Gase, etc.) zu beachten und die Methoden zur Löschung solcher Brände zu verwenden. Nur im Fall eines Thermal Runaway kann theoretisch das Aluminium zu brennen beginnen (>1000°C), wobei uns aber bisher kein Fall bekannt ist, wo dies im Bereich ModellbauLiPos passiert ist. Bei allen bekannten Fällen sind zwar das Lösungsmittel und die Kunststoffbestandteile verbrannt, die Aluminium- und Kupferträgerfolien schienen aber intakt geblieben zu sein.
Quelle: obiges "Vereinsmerkblatt".

Klingt für mich plausibel. Beim Brand eines LiPo-Packs gehe ich also eher von einem Kunststoff- und Lösemittelbrand aus.
 

TheOrk

Auf Blasted zuhause
Ich habe einen CO2 Löscher, mit dem mache ich auch nix verkehrt, wenn dein Vereinsblatt recht hätte...
 

TheOrk

Auf Blasted zuhause
Nur daß Sand eben eher ein "abdecken, bis es vorbei ist" bedeutet, kein Löschen. Wasser geht auch, aber man muß sehr viel und lang drauf (steht ja auch im Sicherheitsdatenblatt). Das geht dann vermutlich aus, wenn nach ein par sekunden das Lithium aufgebraucht ist und nur noch das Plastik brennt... Löschen tut man es mit CO2 :p
 

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