Anleitung Laminieren für Anfänger

Dominik

Auf Blasted zuhause
Laminieren für Anfänger

Auf dem Frankfurt-Treffen kam das Thema laminieren auf, ich will hier mal versuchen, eine Erklärung für Anfänger zu geben.

Was bedeutet Laminieren?
Ohne hier die exakte Definition zu geben bedeutet Laminieren das Verbinden von mehreren Schichten, hier sind es Gewebelagen, mittels eines Binders, in unserem Fall einem Kunstharz.

Weshalb eine Verstärkung mit Fasern?
Kunstharze sind oft spröde und können hauptsächlich auf Druck belastet werden. Fasern sind flexibel, können aber nur in Längsrichtung auf Zug belastet werden. Das Laminieren kombiniert beide Eigenschaften und man kann die Eigenschaften des Werkstücks beeinflussen.

Wichtige Begriffe
Topfzeit
Die Zeit in der das Harz verarbeitet werden muss, danach geliert es und fängt an auszuhärten. Angegeben für 20°C.

Umgebungstemperatur
Die Reaktionsgeschwindigkeit und die Viskosität hängen von der Temperatur ab, ist die Temperatur höher wird das Harz dünnflüssiger, reagiert aber auch schneller (10°C mehr -> halbe Topfzeit). Umgekehrt wird die Reaktion aber auch verzögert wenn es kälter ist, ein angemischtes 30 min.-Harz kann mehrere Stunden im Gefrierfach verzögert werden.

Für eine schnellere Durchtränkung kann man das Laminat mit Heißluft erwärmen. Ein Haartrockner reicht aus.

Mischungsverhältnis
Das Verhältnis von Harz zu Härter. Das Mischungsverhältnis muss besonders bei Epoxidharz genau eingehalten werden. Es wird sowohl das Volumen- wie auch das Gewichtsverhältnis angegeben.

Das Kunstharz
Das Kunstharz sorgt für den Zusammenhalt des Laminats. Zu viel Harz erhöht nur das Gewicht, nicht die Festigkeit.

Im Hobby werden drei verschiedene Harzsorten angewendet:

Polyesterharz
- billig
- riecht stark nach Styrol
- bildet eine klebrige Oberfläche
- zersetzt Polystyrol-Schaum (Styropor, Styrodur, Depron)

Der Härter (2 Gew. %) ist schwer zu dosieren. Bei Überdosierung des Härters beschleunigte Aushärtung unter starker Hitzeentwicklung.

Epoxidharz
- weitestgehend geruchslos
- verschiedene Topfzeit, je nach Rezeptur
- Harz und Härter werden in ähnlichem Mengen benötigt, je nach Harz ca. 2:1

Polyurethanharz
- hauptsächlich Gießharz
- reagiert schnell
- ist je nach Sorte flexibel aushärtend


Epoxidharz ist das am einfachsten zu verarbeitende Harz, diese Anleitung bezieht sich darauf.

Die Fasern
Die Faserverstärkung ist für die Zugfestigkeit zuständig.

Glasfasern werden dabei am häufigsten verwendet, da sie billig sind und gute Festigkeit bieten, bei höheren Belastungen werden auch Kohle- oder Aramidfasern verwendet, die aber teurer sind.

Es können aber auch alle anderen Fasern verarbeitet werden, z.B. Naturfasern wie Leinen und Jute oder Basaltfasern (leichter als Glas, günstiger als Kohle, im Gegensatz dazu nicht leitend). Manch ein Schiffsmodellbauer hat seinen Holzrumpf zum Abdichten auch schon mit einem Damenstrumpf (sehr feines Gewebe!) laminiert.


Das Gewebe
Beim Laminieren werden drei verschiedene Formen der Fasern unterschieden:


Matte:
ungeordnete Ausrichtung der Fasern, sehr steif, wird hauptsächlich für große Bauteile eingesetzt


Gelege, Roving:
mehrere Fasern parallel ausgerichtet, nur auf Zug belastbar, für zusätzliche Verstärkungen oder gewickelte Bauteile

Gewebe: je nach Webart unterschiedliche Formbarkeit

Am einfachsten lässt sich Gewebe mit Köperwebung verarbeiten, schweres Leinwandgewebe lässt sich nur schlecht in komplexe Formen drücken.

Je schwerer (dicker) das Gewebe, desto größer sind die nötigen Biegungsradien, ein dünnes Gewebe kann um enge Ecken gelegt werden ohne sich wieder zu strecken.

Schwere Gewebe nimmt man für innere, unsichtbare Lagen, leichte Gewebe verwendet man für die Deckschichten und sichtbare Teile, da das feinere Gewebe einfacher zu glätten und zusammen mit dem Harz fast nicht zu sehen ist.

Füllstoffe
Will man ein Gewebe um Biegungen und Kanten legen, müssen diese Kanten meist abgerundet werden, sonst kann es passieren, dass sich die Fasern während des Aushärtens von den Ecken lösen.

Um das zu verhindern muss die Ecke mit eingedicktem (gefülltem) Harz entschärft werden, dafürkann man fast alles verwenden, je nach Anforderungen.

Die Lieferanten der Harzsysteme haben immer auch entsprechendes Zubehör im Angebot:

Faserschnitzel: kurze Verstärkungsfasern, gibt eine sehr zähe und schlecht zu verteilende Masse, schlecht schleifbar aber mit guter Verstärkung
Glasfaserschnitzel.png

Glashohlkugeln (Glass Bubbles, Microballoons): winzige Glashohlkugeln die mit Harz eine sehr leichte Spachtelmasse ergeben die gut zu schleifen ist
Glassbubbles.png

Baumwollflocken: zum Eindicken von Harz, sind billig und einfach zu verarbeiten
Baumwollflocken.png


Andere Materialien sind, z.B. für gleiche Farbe, Holzstaub vom Schleifen oder Sand (wird zusammen mit Harz Polymerbeton genannt), wenn zusätzliches Gewicht benötigt wird.

Die gefüllten Kanten werden am besten nass in nass verarbeitet, das heißt das Harz der Füllung ist noch nicht vollständig ausgehärtet und die Füllung kann mit dem Gewebe angepasst werden.


Die Grundausstattung
Für den Anfang braucht man nur wenig Ausstattung:

- Harz und Härter (wird meist zusammen in passenden Gebinden verkauft)
- Gewebe
- Einweghandschuhe aus Nitril
- alte Kleidung
- Einwegspritzen zum Dosieren
- Rührbecher (billiger Plastikbecher oder, wenn man mit Lösungsmitteln arbeitet, aus Pappe)
- Rührer (Rührstäbchen aus Holz z.B. von der Tanke mitgenommen ;))
- Borstenpinsel, etwa Größe 14
- Schere zum Zuschneiden, vorzugsweise eine Stoffschere mit einer gezahnten Schneide
- Aceton, wenn man den Pinsel mehrfach verwenden will

Ausrüstung.png
Grundausstattung

Fortsetzung folgt, weitere Bilder werden nachgepflegt
 
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Dominik

Auf Blasted zuhause
Los geht’s
Planung:
Als erstes legt man fest, wie viele Lagen von welchem Gewebe benötigt werden, eine einfache Schicht zum Schutz einer Holzoberfläche braucht nur ein leichtes Gewebe, eine Lage mit 45g/m² kann reichen, weiches Holz sollte besser zwei Lagen erhalten. Soll ein tragfähiges Laminat auf einem Schaumkern entstehen, müssen es schon mehrere Lagen mit schwererem Gewebe werden.
Wenn der Kern nicht entfernt werden soll, kann bei Styrodur eine Lage mit 163 g/m² ausreichen, Styropor und Depron sind weniger Druckfest, da sollten es zwei Lagen werden.
Wird der Kern entfernt sollten bei größeren Flächen mindestens drei Lagen aufgebracht werden, große ebene Flächen müssen möglicherweise noch mehr verstärkt werden.
Eine komplizierte Form ist mit leichtem Gewebe einfacher zu laminieren. Man kann es besser drapieren, braucht aber mehr Lagen.

Muss eine Schicht aus mehreren Stücken zusammengesetzt werden, sollten sich diese Stücke bei einer Lage überlappen, bei mehreren Lagen können die Schichten auf Stoß laminiert werden wenn die benachbarte Schicht den Stoß überlappt.

Wie beim Lackieren auch muss der Untergrund „sauber, trocken, staub- und fettfrei“ sein, wobei Staub vom Harz gebunden wird und nicht ins Gewicht fällt, es sei denn man stellt ein Sichtlaminat her. Bei Kunststoffen sollte die Oberfläche für eine bessere Haftung außerdem sorgfältig angeschliffen und von Lack befreit werden.

Trotz Anschleifen kann es aber trotzdem zur Delamination, also dem Ablösen vom Untergrund kommen.

Auch sollte die Form ausreichend stabil sein, speziell dünnwandige Schaumststoffteile können sich unter der zusätzlichen Belastung des Laminats verbiegen wenn nicht großflächig abgestützt wird.


Arbeitsvorbereitung:

Um Verschnitt zu vermeiden sollte man sich Schablonen herstellen und damit dann das Gewebe ausschneiden. Bei manchen Teilen ist es einfacher und sparsamer, das Laminat aus mehreren Stücken herzustellen, wie im Bild der Griff und die Schaftkappe:
Bauteil vor Laminieren.png

Beim Zuschnitt sollten bereits Handschuhe getragen werden, Glasfasern in der Haut können für mehrere Tage einen unangenehmen Juckreiz erzeugen.
Die einzelnen Gewebelagen werden dann in der richtigen Reihenfolge bereitgelegt. Das Gewebe kann dabei an den Schnittkanten Fasern verlieren und sich verschieben, Vorsicht ist angebracht.

Außerdem sollte jetzt schon für eine sichere Lagerung des Laminats gesorgt werden, siehe unten.

Laminieren:
Sind Kanten abzurunden wird zuerst eine passende Menge Harz angerührt und mit Füllstoffen vermischt, das Gemisch sollte nicht mehr tropfen, aber noch gut auf der Oberfläche haften.

Wenn alle Kanten gefüllt sind, wird das Harz für das Laminieren angerührt, die Hersteller geben bei den Fasern oft Richtwerte für den Harzverbrauch an, zu beachten ist, dass man besser mehrere kleinere Mengen anrührt als wenn eine große Menge nach der Hälfte der Arbeit anfängt zu gelieren. Außerdem wird bei Mengen über 100g auf eine Hitzentwicklung durch die Reaktion hingewiesen, besonders bei schnellen Harzen. Durch die Hitzeentwicklung verkürzt sich dann natürlich die Verarbeitungszeit.

Das Gewebe wird nun auf das zu beschichtende Bauteil gelegt und vorsichtig in alle Ecken drapiert, danach wird das Harz aufgepinselt. Dabei wird mit wenig Druck und immer von der Mitte nach außen gearbeitet um ein Verschieben der Fasern zu vermeiden.

Luftblasen entfernt man, indem man mit der Spitze des Pinsels die Blase an den Rand tupft oder die Fasern absichtlich etwas auseinander schiebt.

Weiße Stellen im Laminat deuten auf eine mangelnde Durchtränkung hin, hat sich eine glatte, glänzende Oberfläche gebildet war es zu viel Harz, die Gewebestruktur muss noch zu erkennen sein. Überschüssiges Harz kann man mit dem Toilettenpapier absaugen.

Das oben abgebildete Bauteil sieht dann fertig laminiert so aus:
Bauteil nach Laminieren.png
Wie man sieht, wird ein dünnes Laminat fast durchsichtig, wenn das Laminat nachträglich mit Harz aufgefüllt wird, so dass sich eine glatte Oberfläche bildet ist das Gewebe oft nur noch aus nächster Nähe zu erkennen.
Im Bild wurde das Bauteil mit einer Lage 163g-Gewebe laminiert.


Aushärten:
Das geschieht ganz von alleine. Allerdings muss sichergestellt sein, dass das Laminat ungestört aushärten und sich weder verziehen noch umfallen kann.

Es gibt nichts schlimmeres, als am nächsten Tag festzustellen dass das Teil krumm oder, noch schlimmer, umgefallen ist und jetzt am Boden klebt.

Allgemein ist ein Laminat nach 24 Stunden ausgehärtet, es wird empfohlen, das Laminat danach noch zu tempern, das heißt eine zusätzliche Lagerung unter erhöhter Temperatur da das Laminat noch nachhärtet.
Das sollte man bei Blastern nicht machen, die bestehen aus thermoplastischen Kunststoffen und diese werden bei höheren Temperaturen weich, bei meiner Rapidstrike waren 50°C schon zu viel.


Fortsetzung folgt
 
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TheOrk

Auf Blasted zuhause
Anzumerken vielleicht noch, das je nach Material das Harz Hormonwirkung hat und/oder giftig ist. Die Härter sind meist noch ne Nummer "härter" ;-) und oft Krebserregend, Fruchtbarkeitsschädigend, können Embryonen im Mutterleib schädigen, etc. und werden schon bei Hautkontakt aufgenommen. Man fällt nicht tot um, wenn man was ab bekommt, aber bitte unterschätzt das nicht, Krebs macht keinen Spaß und das ist ein hübscher Blaster nicht wert.

Handschuhe sollten aus Nitril oder Butylkautschuk sein, Lederhandschuhe oder die dünnen Latex Einweghandschuhe aus dem Erste Hilfe Kasten sind *nicht* ausreichend. Auch beim reinigen des Materials sollte man handschuhe / schutzkleidung tragen. Lange Ärmel, lange Hosenbeine sind Pflicht, wo man sich voll kleckert sollte man umgehend die Kleidung wechseln um Hautkontakt zu vermeiden. Bei allen Vorgängen wo was spritzen kann (Anrühren, mischen, auftragen mit der Rolle) ist eine Schutzbrille Pflicht, am besten was mit Seitenschutz.

Falls jemand tips zur Hautpflege und zum Umgang mit Handschuhen braucht, meldet euch :)

Sonst sehr ausführliche Anleitung, danke :-D
 
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Dominik

Auf Blasted zuhause
Bei den gesundheitlichen Wirkungen vertraue ich eher den mitgelieferten Datenblättern mit den entsprechenden R- und S-Sätzen, als irgendwelchen Behauptungen im Internet, da ist leider auch einiges an Esoterik darunter.

Beispiel: Ich auf einer Messe wurden Silikonflaschen mit dem Schild "BPA-frei" beworben. BPA ist die Abkürzung für Bisphenol A, was das allerdings in Silikon zu suchen hat ist mir ein Rätsel, die Kombination Bisphenol A + Epichlorhydrin ist die Reaktionsgruppe eines Epoxidharzes, in Silikon wäre das nur bei Kontamination vorhanden.


Laminieren von Rohren

Man braucht:
Material für eine Trennschicht (Backpapier oder PET-Folie, also Bratschlauch)
Trennmittel (Wachstrennmittel)
Epoxidharz
Glasfasergewebe
Kern

Vorgehen:

Zuerst wird der Kern, in diesem Fall eine Pappröhre, mit dem Trennmaterial (Backpapier) umwickelt. Die einzelnen Schichten sollten sich um mindestens 10 cm überlappen, damit Harz, dass zwischen die Schichten zieht nicht an den Kern gelangt.

Dann wird die Trennschicht mit dem Wachstrennmittel überzogen, damit das Backpapier leichter zu entfernen ist. Auf keinen Fall sollte als Trennmittel Silikon verwendet werden, das verhindert später eine Haftung von Lack und ist nur schwer wieder zu entfernen!

Nun schneidet man ausreichend Glasfasergewebe zu, um die benötigte Länge und die gewünschte Anzahl Schichten zu erhalten und legt das Gewebe so auf die Arbeitsfläche, dass man es ohne Verzerrungen auf den Kern aufwickeln kann.
07-Zuschnitt.png

Der Kern wird auf eine Stange aufgefädelt, die dafür sorgt, dass das umwickelte Rohr nirgendwo aufliegen kann.

Das benötigte Harz sollte nur in kleineren Mengen angerührt werden, da das Tränken des Gewebes recht viel Zeit beansprucht.
Zuerst wird dabei das Gewebe über das Rohr gelegt und alle erreichbaren Stellen mit Harz getränkt, dann dreht man das Rohr weiter und tränkt das nächste Segment.
08-laminieren.png

Wenn alles fertig laminiert ist, sollte das Rohr dann so aussehen:
09-fertig laminiert.png
Sollte jetzt jemand auf die "großartige" Idee kommen, das Laminat nicht auf der Stange hängend aushärten zu lassen, sondern es in die Ecke zu stellen: Tut es nicht!
Das Laminat würde am Rohr entlang zu Boden gleiten und bestenfalls wäre nur das Laminat ruiniert. Den schlimmsten Fall kann sich wohl jeder selbst ausmalen, abhängig von der Art des Untergrundes.

Wenn das Laminat nach einem Tag ausgehärtet ist, kann der Kern herausgezogen werden und man kann anfangen, das Backpapier abzulösen.
Dafür ist ein Rohr mit ausreichender Länge empfehlenswert, stärker haftende Teile oder Stellen an denen das Harz zwischen die Lagen geflossen ist, bieten der Kante nur wenig Widerstand. Man kann auch das Rohr für einige Zeit in Wasser einweichen, das Backpapier wird dadurch weicher.

Das Rohr sollte dann in etwa so aussehen:
10-entformt.png

Die Innenseite ist leicht rauh und hat eine Spiralnut wo sich das Backpapier überlappte. Die Außenseite hat die Struktur des Gewebes behalten.
 

Dominik

Auf Blasted zuhause
Hey, nur weil ich nach zwölf Semestern an der Uni die Reißleine gezogen habe muss das nicht bedeuten, dass nichts hängen geblieben ist :D

Aber die Esoterik trifft man zugegebenermaßen überall, für Hausinstallationen gibt es Bausteine, die das Stromnetz eines Raumes allpolig trennen, die werden zur Vermeidung von "Elektrosmog" eingesetzt.
Unser alter Meister nannte sie "Esoterikschalter" und das mit gutem Grund. Man kann zwar dadurch die Feldstärke der 50Hz Netzfrequenz reduzieren, die zugegebenermaßen Nachts ohnehin gering ist, aber alle anderen Frequenzen gehen trotzdem durch das Haus, denn wir wollen schließlich überall Empfang auf den Handy haben und Radio hören.
 
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wth

Neuling
Los geht’s
Planung:
Als erstes legt man fest, wie viele Lagen von welchem Gewebe benötigt werden, eine einfache Schicht zum Schutz einer Holzoberfläche braucht nur ein leichtes Gewebe, eine Lage mit 45g/m² kann reichen, weiches Holz sollte besser zwei Lagen erhalten. Soll ein tragfähiges Laminat auf einem Schaumkern entstehen, müssen es schon mehrere Lagen mit schwererem Gewebe werden.
Wenn der Kern nicht entfernt werden soll, kann bei Styrodur eine Lage mit 163 g/m² ausreichen, Styropor und Depron sind weniger Druckfest, da sollten es zwei Lagen werden.
Wird der Kern entfernt sollten bei größeren Flächen mindestens drei Lagen aufgebracht werden, große ebene Flächen müssen möglicherweise noch mehr verstärkt werden.
Eine komplizierte Form ist mit leichtem Gewebe einfacher zu laminieren. Man kann es besser drapieren, braucht aber mehr Lagen.

Muss eine Schicht aus mehreren Stücken zusammengesetzt werden, sollten sich diese Stücke bei einer Lage überlappen, bei mehreren Lagen können die Schichten auf Stoß laminiert werden wenn die benachbarte Schicht den Stoß überlappt.

Wie beim Lackieren auch muss der Untergrund „sauber, trocken, staub- und fettfrei“ sein, wobei Staub vom Harz gebunden wird und nicht ins Gewicht fällt, es sei denn man stellt ein Sichtlaminat her. Bei Kunststoffen sollte die Oberfläche für eine bessere Haftung außerdem sorgfältig angeschliffen und von Lack befreit werden.

Trotz Anschleifen kann es aber trotzdem zur Delamination, also dem Ablösen vom Untergrund kommen.

Auch sollte die Form ausreichend stabil sein, speziell dünnwandige Schaumststoffteile können sich unter der zusätzlichen Belastung des Laminats verbiegen wenn nicht großflächig abgestützt wird.


Arbeitsvorbereitung:

Um Verschnitt zu vermeiden sollte man sich Schablonen herstellen und damit dann das Gewebe ausschneiden. Bei manchen Teilen ist es einfacher und sparsamer, das Laminat aus mehreren Stücken herzustellen, wie im Bild der Griff und die Schaftkappe:
Anhang anzeigen 49933

Beim Zuschnitt sollten bereits Handschuhe getragen werden, Glasfasern in der Haut können für mehrere Tage einen unangenehmen Juckreiz erzeugen.
Die einzelnen Gewebelagen werden dann in der richtigen Reihenfolge bereitgelegt. Das Gewebe kann dabei an den Schnittkanten Fasern verlieren und sich verschieben, Vorsicht ist angebracht.

Außerdem sollte jetzt schon für eine sichere Lagerung des Laminats gesorgt werden, siehe unten.

Laminieren:
Sind Kanten abzurunden wird zuerst eine passende Menge Harz angerührt und mit Füllstoffen vermischt, das Gemisch sollte nicht mehr tropfen, aber noch gut auf der Oberfläche haften.

Wenn alle Kanten gefüllt sind, wird das Harz für das Laminieren angerührt, die Hersteller geben bei den Fasern oft Richtwerte für den Harzverbrauch an, zu beachten ist, dass man besser mehrere kleinere Mengen anrührt als wenn eine große Menge nach der Hälfte der Arbeit anfängt zu gelieren. Außerdem wird bei Mengen über 100g auf eine Hitzentwicklung durch die Reaktion hingewiesen, besonders bei schnellen Harzen. Durch die Hitzeentwicklung verkürzt sich dann natürlich die Verarbeitungszeit.

Das Gewebe wird nun auf das zu beschichtende Bauteil gelegt und vorsichtig in alle Ecken drapiert, danach wird das Harz aufgepinselt. Dabei wird mit wenig Druck und immer von der Mitte nach außen gearbeitet um ein Verschieben der Fasern zu vermeiden.

Luftblasen entfernt man, indem man mit der Spitze des Pinsels die Blase an den Rand tupft oder die Fasern absichtlich etwas auseinander schiebt.

Weiße Stellen im Laminat deuten auf eine mangelnde Durchtränkung hin, hat sich eine glatte, glänzende Oberfläche gebildet war es zu viel Harz, die Gewebestruktur muss noch zu erkennen sein. Überschüssiges Harz kann man mit dem Toilettenpapier absaugen.

Das oben abgebildete Bauteil sieht dann fertig laminiert so aus:
Anhang anzeigen 49934
Wie man sieht, wird ein dünnes Laminat fast durchsichtig, wenn das Laminat nachträglich mit Harz aufgefüllt wird, so dass sich eine glatte Oberfläche bildet ist das Gewebe oft nur noch aus nächster Nähe zu erkennen.
Im Bild wurde das Bauteil mit einer Lage 163g-Gewebe laminiert.


Aushärten:
Das geschieht ganz von alleine. Allerdings muss sichergestellt sein, dass das Laminat ungestört aushärten und sich weder verziehen noch umfallen kann.

Es gibt nichts schlimmeres, als am nächsten Tag festzustellen dass das Teil krumm oder, noch schlimmer, umgefallen ist und jetzt am Boden klebt.

Allgemein ist ein Laminat nach 24 Stunden ausgehärtet, es wird empfohlen, das Laminat danach noch zu tempern, das heißt eine zusätzliche Lagerung unter erhöhter Temperatur da das Laminat noch nachhärtet.
Das sollte man bei Blastern nicht machen, die bestehen aus thermoplastischen Kunststoffen und diese werden bei höheren Temperaturen weich, bei meiner Rapidstrike waren 50°C schon zu viel.


Fortsetzung folgt
Hallo Dominik, habe das mit Interesse gelesen und ein paar anmerkungen dazu. Arbeitsvorgang laminieren und Luftblasen. Den Fehler kannst du vermeiden wenn du zuerst Harz auf die Fläche aufträgst und erst dass das Gewebe auflegst. Das ganze dann mit einer Rolle oder einem Pinsel antupfen. Nie eine trocken Rolle oder einen trocken Pinsel nehmen. Rolle würde das Laminat hochheben und der trockene Pinsel würde Luft reinpumpen. Kein Toilettenpapier bei zu viel Harz, dann lieber noch Gewebe drauflegen und den Harzsee (passiert wenn man Harz draufschüttet) mit dem Material bindet. Ist einfacher ein Laminat mit Glas zu schleifen als einen puren Harzklumpen. Bei der beschriebenen Arbeitsweise sollte eigentlich die erste Lage relativ offen das Gewebe zeigen. Für eine glatte Oberfläche das Harz thixotrop einstellen und zuerst eine Feinschicht auftragen. Diese könnte auch eingefärbt sein. Di Feinschicht relativ festwerden lassen und dann mit Harz und Gewebe das Laminat aufbauen. Glasfasern bei einem 160 g/m² Gewebe sollten eigentlich garnicht kommen. Das Gewebe ist au einem Garn aufgebaut, also dünne Fäden. Schlimm ist es bei Matte, wenn die schon überlagert ist. Dann hat man Dornen in der Haut. Eine Temperung ist nur erforderlich wenn der Hersteller dass für eine höhere Wärmeformbeständigkeit angibt. Das haben wir nur bei einem Harz in unserem Sortiment. EInem Orthopädieharz das nach einer Vorhärtung in einem spröden Zustand ist und erst durch die Temperung (stufenweises Erhöhen) bis 120 °C eine Formbeständigtkeit von 115 - 120°C erreicht. Alle anderen Harze die im Normaleinsatz sind haben eine Formbeständigkeit im Bereich 55°C. Das bedeutet jedoch nicht dass die bei 55 Grad labbrig sind sondern nur das reine Harz alleine. Also tempern ist kein Fehler bei Standartharz aber das mit den 55° schafft auch die Sonne unter einer WIndschutzscheibe.
Vielleicht auch interessant das mit den Thermoplastischen Kunststoffen. Die kann man auch mit duroplastischem Material verbinden. Glasgewebe mit einem kleinen Lötkolben in die Oberfläche einschmelzen. Das Harz dringt dann durch den Kapillareffekt in den Thermoplast ein und verdübelt sich da drin.
Delamination. Wann passiert das. Wenn ich auf EP-Harz laminat weiterarbeite muss ich die Aminröte (wachsartige Schicht) loswerden. Heisse Seifenwasser oder Lösemittel sind da hilfreich. EP-Harz braucht im Normalfall keinen Haftvermittler. Natürlich ist auch eine grobe Oberfläche hilfreich für eine Flächenhaftung.
Noch ein wichtifger Satz zu EP-Harz. Einen Fehler verzeiht das Harz nicht, eine falsche Mischung und die kann über das Mischungsverhältnis(1-2 % Toleranz im Gewicht sind verzeihbar) aber wenn man nach dem Mischen nicht umtopft hat man eine größere Toleranz eingebaut. Zum Ablauf / Ursache. Komponente A in den Mischbehälter, dann Komponente B, das ganze umrühren bis es so schön heißt dass keine Grenze mehr erkennbar ist(die unterschiedliche Viskosität mach das ganze sichtbar). Dann aus dem Behälter heraus laminieren und schon habe ich meine Mischungenauigkeit. Die 1. Komponente ist am Rand und hat nur den Härter vorbeisausen gesehen. Zum Schluss nehme ich noch enen Pinsel oder SPatel und will den Rest auch noch verarbeiten. Aber das ist pure A-Komponente. EIne Reaktion von A mit A findet nicht statt. Abhilfe: Mischung in einen 2. Mischbehälter geben. Den Rand aus dem 1. Behälter in die Mitte mit Spatel schütten und dann das ganze noch mal mischen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit einer falschen Mischung gemindert.
Noch zum Zuschnitt. Nicht mit der Faser schneiden sondern quer lässt sich besser in Ecken und über Rundungen drapieren. Man kann im Prinzip davon ausgehen dass es Verschnitt nicht gibt. Jeder Fetzen aknn bei kleinen Bauteilen Verwendung finden:
Kenne mich zwar nicht mit Blastern aus aber verkaufe schon seit vielen Jahren Chemie und finde es immer wieder gut wenn sich einer Gedanken über die Verarbeitung macht.Hoffe dass ich Dir nicht auf die Zehen getreten bin, aber das ganze war so gut aufgebaut dass ich es komplett gelesen habe
Gruß
Wilfried
 

Dominik

Auf Blasted zuhause
Hallo Wilfried,

danke für deine ausführliche Rückmeldung. Ein paar Zeilensprünge hätten aber der Lesbarkeit sicher geholfen.

Du hast völlig Recht, wenn du schreibst, dass man die Oberfläche mit einer Feinschicht besser glätten kann, allerdings wollte ich die Leute hier nicht überlasten und Epoxidharz ist hier außer in der 5-Minuten Mischung oder in Form von Knete eher ein Exot. Wer möchte kann sich dann selbst in Feinchichtharze und Formenbau einlesen oder Fragen stellen.

Die von dir genannte Fertigungstechnik mit Feinschicht-Oberfläche ist eher im negativ-Verfahren sinnvoll, ich habe schon Zubehör und kleinere Formteile im Negativ-Verfahren hergestellt, aber eine ganze Blaster-Shell noch nicht. Selbst die Rümpfe meiner Schiffsmodelle sind hauptsächlich mit Glasauflage verstärkt und versiegelt worden.

Das von dir beschriebene Problem mit der am Mischbehälter anhaftenden ungemischten Komponente entgehe ich bisher dadurch, dass ich den Becher nicht vollständig entleere, das mag nicht die wirtschaftlichste Methode sein, hat aber bisher problemlos funktioniert.

Ansonsten ist Kritik immer erwünscht, besonders wenn sie gut begründet ist. Aus Fehlern lernt man schneller als aus Erfolgen.
 

wth

Neuling
Hallo Dominik
hast Recht mit den Zeilensprüngen.
Bei einem Gespräch mit einem Kunden erfahre ich zwar sein Problem und muss mich innerhalb sehr kurzer Zeit in das Problem reinfinden. Also muss ich nicht nur überlegen was ich da machen würde sondern auch, wie die zeitliche Abfolge bei der Verarbeitung sinnvoller weise ist. Manchesmal auch komplett umdenken und den SInn des Materials in Frage stellen. Im Dialog sehe ich auch wann ich etwas tiefer mit der Erklärung gehen muss bzw. wann der einzelne überfordert ist.
Mischung ist aber immer ein Thema bei EP-Harz. Bei UP-Harz ist das wie eine Singleparty, 1-3 % rein und schon geht die Reaktion los. Mehr Störfaktoren (Kellner oder Füllstoffe) noch ein Schuß Alkohol oder Härter (Beschleuniger nur vorher) mehr rein, aber wir sind ja bei EP-Harz und da ist das ganze etwas pingeliger zu betrachten.
Bei kleinen Mengen kann ich schon mal 50 gr. wegschmeißen, aber wenn ich einen größeren Ansatz, also mehrere Kilo in einem großen EImer anmische werfe ich ungern fast 1-2 Millimeter des an der Außenwand haftenden Materials weg. (1 millimeter auf 1 qm Fläche gleich 1 Liter oder wenn das Gewicht passt 1 kg.

Das Problem mit dem Mischen ist auch bei Profis schon schmerzhaft und teuer aufgetaucht. EIn Rücktransport aus Brasilien ist bei einem großen Objekt teuer, aber bei dem Termin mit dem Hersteller konnte ich die Arbeitsweise sehen. Und da wurde der unvermischte Rest aus dem Topf auf die Fläche gekippt. Kosten dieses Fehler über 10.000 € plus dem Vertrauensverlust beim Kunden in den Verarbeiter. Das unvermischte Harz hatte unter den Bedingungen je nach Luftfeuchte unterschiedliche Färbungen angenommen.
Aber auch im Positivverfahren geht es um glatte Oberflächen und komplette Tränkung, wenn möglich ohne Tränen. Abhilfe hier wenn das Material noch nicht in die Härtung übergegangen ist: mit dem Föhn drüber halten (nicht drauf). Die Temperatur lässt alle Spuren vom Pinsel verschwinden.
Das was runterläuft kann man dann wegschleifen. DIe Oberfläche ist dann im Normalfall glatt und glänzend.
Wenn man das Harz mit Thixotropierpulver und Farbpaste eingedickt hat ist auch die Schichtdicke so, dass man den Faserverlauf nicht mehr sieht. Wenn man ein klares Harz haben will kaschiert ein transluzentes Blau auch einige Zeit die Vergilbung wenn man nicht mit einem 2-K-PU-Lack den UV-Schutz vornehmen will.

So und jetzt haue ich oben noch ein paar Absätze rein.
Gruß
Wilfried
 

Dominik

Auf Blasted zuhause
Was im Positivverfahren auch für eine gute und weiterverarbeitbare Oberfläche sorgt ist Abreißgewebe.

Dieses Gewebe kann mit dem Harz getränkt werden, verbindet sich aber nicht damit. Wenn dieses Gewebe als letzte Schicht aufgebracht wird, kann man so überschüssiges Harz und Kontaminationen and der Oberfläche einfach abreißen und hat direkt eine Oberfläche, auf der man arbeiten kann.

Das Gewebe ist allerdings nicht für stärker gekrümmte Flächen geeignet, da es recht steif ist.
 
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Being blasted

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