Anleitung Löten für Anfänger

Dominik

Auf Blasted zuhause

Löten für Anfänger​


Ich werde hier im Forum gelegentlich als der oberste Schwarzmagier bezeichnet und ja, ich kann gut mit Elektrik umgehen und löten, aber das ist oft eine Sache der Übung und der Ausrüstung und um letzteres soll es hier hauptsächlich handeln.

Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass das hier natürlich nicht die universelle Antwort sein wird, was zählt ist das Ergebnis, es gibt mehrere Wege dahin.


Auf diversen Treffen habe ich schon oft mit geliehener Ausrüstung gearbeitet und habe vielleicht noch keine vollständige Liste aller "Dinge die gut sind", aber schon viele Sachen gesehen, die man verbessern könnte, also los geht's:


*Textbombe abgeworfen* ;)

Ich werde fehlende Bilder noch nachpflegen sobald ich sie habe.
Zusätzlich werden Informationen gepflegt wenn ich erwähnenswerte Dinge finde.

Der Arbeitsplatz:


Der Arbeitsplatz sollte gut beleuchtet sein und der Tisch entweder leicht zu reinigen oder mit einer Auflage versehen sein, denn beim Löten mit Flussmittel verteilen sich nicht nur kleine Spritzer davon rund um die Lötstelle auf der Tischplatte (die kann man aber mit Spiritus abwaschen oder abkratzen), gelegentlich tropft auch Lötzinn auf die Tischplatte.

Für eine gute und gezielte Ausleuchtung nimmt man am besten eine Lampe mit Schwenkarm. Diese Lampe sollte wenig Hitze abstrahlen und möglichst farbecht ausleuchten, zu bevorzugen sind also LED-Leuchten mit einer Farbtemperatur von mindestens 4000 Kelvin, das wären Tageslichtweiß und Kaltweiß.

Wenn der Raum zusätzlich noch gut ausgeleuchtet ist, umso besser.

Will man über mehrere Stunden löten ist eine Belüftungsmöglichkeit oder eine Absaugung zu empfehlen, ansonsten muss man gelegentlich die Arbeiten unterbrechen und lüften, damit sich die Dämpfe verflüchtigen können.


Außerdem sollte die Lötstelle höher liegen als ein normaler Schreibtisch, sonst geht die gebeugte Haltung schnell in den Rücken.

Alternativ kann ein niedrigerer oder höhenverstellbarer Stuhl verwendet werden.


Für den Lötkolben selbst wird noch ein Ständer benötigt, der möglichst standfest sein sollte.

Und man sollte ihn auch nutzen, ich habe mich schon mehrfach auf einen heißen Lötkolben gestützt, der brennt sich selbst durch einen Pullover und Brandwunden verheilen nur schlecht.

Zusätzlich habe ich mir angewöhnt, kurz nicht benötigtes Werkzeug zwischen die Zähne zu klemmen, macht das nicht mit einem heißen Lötkolben!



Der Lötkolben:

Man braucht für gute Ergebnisse keine teure Lötstation, aber hochwertiges Werkzeug ist zu empfehlen und macht länger Freude.
Ich verwende seit etwa fünfzehn Jahren einen 30W-Lötkolben von Ersa den ich von meinem Vater übernommen habe, der ist mehr als zwanzig alt und lötet wie am ersten Tag.


01_0805.png
Hier sieht man zwei SMD-LED der Baugröße 0805, rechts davon eine Schraube M3x10, auch diese Bauteilgröße löte ich mit dem 30W-Lötkolben. Eine ruhige Hand und eine dünne Spitze sind vorausgesetzt, also vorher besser keinen Kaffee trinken.

Wenn ich eine Markenempfehlung abgeben müsste würde ich aus persönlicher Erfahrung Produkte von Ersa und Weller empfehlen.


Wenn man wie hier nur gelegentlich kleinere Leitungen oder Platinen löten möchte reicht ein ungeregelter Lötkolben mit 30 Watt völlig aus, man muss ihn halt nach der Arbeit und bei Pausen wieder vom Netz trennen, vorzugsweise durch Ziehen des Steckers. Eine abschaltbare Steckdose funktioniert auch, aber es sollten keine anderen Geräte eingesteckt sein, ansonsten schaltetet man gelegentlich die falschen Geräte ein und ein brennender Lötkolben ist keine Freude.


Die Lötspitze:


Das ist ein eher unauffälliges Thema.

Eine gute Lötspitze sollte einen möglichst massiven Schaft für eine gute Wärmeleitung besitzen und so weit wie möglich einen großen Querschnitt haben. Außerdem sollte sie eine möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit besitzen.


Einige Arten Lötkolben haben eine von innen geheizte Lötspitze, die häufig damit beworben werden, dass die gesamte Wärmeleistung in die Lötspitze gelangt. Das ist richtig, was verschwiegen wird ist, dass ein Teil von besagter Leistung über die unbeheizte und unisolierte Außenwand wieder abgestrahlt wird. Zusätzlich sind diese Spitzen durch die aufwändigere Bauweise teurer und es gibt das Problem, dass man sie vielleicht irgendwann nicht mehr mit der nötigen Aufnahme erhält.

Eine von außen beheizte Lötspitze hat als Schnittstelle nur einen runden Schaft, da muss nur der Durchmesser stimmen und man kann so auch verschiedene Hersteller mischen.


Eine Lötspitze soll eine gute Wärmeleitung haben und nicht angegriffen werden, sie besteht normalerweise aus galvanisiertem Kupfer. Das Flussmittel in Elektroniklot ist leicht ätzend wenn es heiß ist, so werden die Lötpartner gereinigt und die Verbindung verbessert. Ich hatte mal eine billige Spitze gekauft, die hatte irgendwann eine Aushöhlung die durch das Flussmittel entstanden war.


Normalerweise braucht man nur zwei Sorten Spitzen, eine meißelförmige für gute Wärmeleitung und größere Lötstellen und eine Bleistiftspitze für feine Arbeiten auf Platinen. Die Bleistiftspitze darf aber nicht nadelfein sein, sonst wird die Wärme nicht gut übertragen.

02_Lötspitzen.png


Ich hatte auf einem Treffen in Bingen mal das Problem, mit einer billigen Lötstation und sehr schlechter Beleuchtung zu arbeiten.
Die Station hatte laut Aufschrift eine Leistung von 80 Watt, die Spitze hatte aber einen Schaftdurchmesser von drei oder vier Millimetern und eine flache, schaufelförmige Spitze. Die Lötungen fühlten sich nicht nach 80 Watt an und zum Ende der Arbeiten stellte ich eine Aushöhlung in der Spitze fest, das Flussmittel hatte das Metall angegriffen.


Mein Lötkolben hat zum Vergleich einen Schaftdurchmesser von 5mm und man braucht keine Thermodynamik zu beherrschen um zu wissen, dass diese Spitze durch ihren deutlich größeren Querschnitt die Energie besser zum Ziel führt.


PS: Die Temperaturfühler von Lötstationen sitzen im Heizelement, nicht in der Lötspitze selbst. Die Spitze wird also nicht die angezeigte, sondern eine geringere Temperatur haben.


Das Lötzinn:


Das Lötzinn ist eine so genannte eutektische Zinnbasis-Legierung, der Hauptbestandteil ist dementsprechend Zinn. Durch das eutektische Mischungsverhältnis ist der Schmelzpunkt der Legierung niedriger als die Schmelzpunkte der Legierungsbestandteile.

Diese Legierungen unterscheidet man in bleihaltige und bleifreie Legierungen.


Bleihaltige Lote dürfen privat noch angewendet werden, in der Industrie sind sie durch die RoHS-Bestimmungen weitgehend verschwunden. Mittlerweile sind sie durch die geringere Nachfrage auch privat nicht mehr so gut erhältlich. Diese Lote bestehen aus etwa 60 Prozent Zinn, sowie 38-40 Prozent Blei. Zusätzlich werden teilweise noch kleinere Anteile Kupfer oder Silber beigemischt.

Eine weit verbreitete Legierung ist unter dem vollen Kürzel Sn60 Pb38 Cu2 (60% Zinn, 38% Blei, 2% Kupfer) bekannt, eine andere Bezeichnung für die gleiche Legierung wäre SnPb38Cu2.


Bleifreie Lote haben einen deutlich höheren Anteil Zinn (ca. 95% oder mehr) und nur geringe Mengen anderer Legierungsbestandteile, meistens Silber und Kupfer in dieser Abfolge. Dadurch sind bleifreie Lote etwas teurer in der Anschaffung, aber das macht sich bei unseren Mengen kaum bemerkbar. Ein Legierungsbeispiel mit niedriger Schmelztemperatur ist Sn95,5 Ag3,8 Cu0,7 (95,5% Zinn; 3,8% Silber; 0,7% Kupfer).


Als die bleifreien Lote eingeführt wurden, war es so, dass sie einen höheren Schmelzpunkt und erstarrt eine matte Oberfläche hatten, diese Unterschiede sind mittlerweile durch verbesserte Legierungen weniger bemerkbar und ich hatte auch schon eine bleihaltige Legierung die matt erstarrte.


Zum Löten von elektrischen Bauteilen sollte Elektroniklot verwendet werden. Dieses Lot ist hohl und hat im Kern eine Füllung aus Flussmittel, welches das Löten erleichtert.

Ein Beispiel für Lötdraht ohne Flussmittel ist so genanntes Fittingslot aus dem Sanitärbereich, dort muss das Flussmittel in Form von Lötpaste vorher auf die Lötstellen aufgetragen werden.


Der Lötdraht sollte einen Durchmesser von 1-1,5 Millimetern haben, 1 Millimeter ist meiner Meinung nach bei kleineren Lötarbeiten universeller. Für feine Platinen könnte man sich noch 0,5 Millimeter anschaffen, aber außer für SMD-Teile ist das eigentlich kaum nötig.


Foto Lötzinn

Links 0,5mm; rechts 1mm


Die Lötstelle:


Lot und Lötkolben müssen für den vorgesehenen Zweck passen. Manche Metalle benötigen spezielle Lote (Aluminium zum Beispiel), größere Metallteile benötigen mehr Leistung und eine massivere Spitze als kleinere.

Die Lötstelle sollte grundsätzlich metallisch sauber sein, eventuelle Oxidschichten oder Beschichtungen (galvanisiertes Metall) müssen vorher entfernt werden. Auf galvanisierten Oberflächen haftet Lötzinn normalerweise nicht, da sich die notwendigen intermetallische Verbindungen nicht bilden können.

Werden frisch abisolierte Leitungen gelötet sollte das nicht nötig sein, die Isolation verhindert normalerweise eine Oxidation, manche Leitungen haben sogar verzinnte Leiter.

Ist das Kupfer nach dem Abisolieren allerdings dunkel deutet das auf eine Oxidation hin und die Leitung sollte nicht verwendet oder gründlich gereinigt werden, denn sie wird sich nur schlecht bis gar nicht verlöten lassen.



Löthilfsmittel:


Der Lötkolbenständer:

Falls ihr euch einen Lötkolben neu gekauft habt liegt vielleicht eine aus Blech gebogene Ablage dabei, mehr aber nicht. Ein Lötkolbenständer sollte standfest genug sein, dass er den Lötkolben mit frei hängender Leitung noch stabil hält und gleichzeitig die Spitze vor Berührung schützt.



Zusätzliches Flussmittel:

Bei größeren Lötstellen ist oftmals zusätzliches Flussmittel notwendig, da das Flussmittel im Lötzinn recht schnell verdampft.

Das am häufigsten verwendete Flussmittel ist Lötfett. Durch die pastöse Konsistenz kann man es leicht aufbringen, allerdings wird das Fett bei Erwärmung während des Lötens dünnflüssig und kann an Stellen laufen, an denen man es nicht haben will, z.B. den Kohlen eines Elektromotors.

Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von reinem Kolophonium. Das ist in massiver Form in Dosen erhältlich, um es verwenden zu können muss es in Alkohol aufgelöst werden und kann dann mit einem Pinsel an der benötigten Stelle aufgebracht werden. Sobald der Alkohol verdampft ist bildet das Kolophonium eine dünne Schicht mit der Fähigkeit zu leichtem Korrosionsschutz.

03_Kolophonium.png



Die Dritte Hand:

Eine Hand hält den Lötkolben und die andere hält das Lötzinn, so weit gut, aber was hält die zu verlötenden Teile?

Hier kommt die Dritte Hand ins Spiel, die einfachste Ausführung hat nur zwei Krokodilklemmen mit einem Standfuß, ich habe aber auch schon Modelle mit mehreren unabhängigen Armen gesehen.



Lötspitzenreiniger:

Eine heiße Lötspitze verbrennt mit der Zeit das Lötzinn, erkennbar an einer dunkleren matten Färbung.

Zusätzlich bildet das verbrannte Flussmittel eine Art Schlacke an der Lötspitze und es sammelt sich überschüssiges Lot an.

Eine einfache aber nicht ungefährliche Methode um überschüssiges Lötzinn zu entfernen ist das schleudern, wobei man die Hand mit dem Lötkolben entweder auf die Tischplatte klopft oder das Lötzinn in Richtung Boden schleudert, beides ist nicht ungefährlich.

Eine andere bessere Möglichkeit ist das Abstreifen der Lötspitze, dafür gibt es Schwämme aus Stahlwolle im Ständer zu kaufen, ich habe aber auch schon Toilettenpapier verwendet.



Tippy:

Die chemische Alternative zur Lötspitzenreinigung ist eine Mischung die unter ihrem Markennamen „Tippy“ bekannt ist.

Das ist eine feste, kristalline Mischung die die heiße Lötkolbenspitze reinigt und verzinnt wenn man sie darin eintaucht.
Das verzinnen ist z.B. nötig wenn man die Lötspitze neu geschliffen hat und die Verzinnung beschädigt ist.

Solch eine Dose erscheint im ersten Moment für ihre Größe recht teuer, aber sie hält jahrelang.

04_Tippy.png



Standlupe mit Beleuchtung:

Die Augen werden leider mit den Jahren schlechter, für feine Arbeiten hilft eine Laborlupe mit Stativ und Beleuchtung.
Die Beleuchtung ist meist um die Linse herum angeordnet und sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung.

Eine Lupe ist eher Luxus, auch wenn ich schon gelegentlich Leute mit Kopflupen gesehen habe.



Lötrauchabsauger:

Beim Löten entstehen einige ungesunde Dinge die nichts in der Lunge zu suchen haben. Grundsätzlich sollte man den Rauch nicht direkt einatmen und während der Arbeiten weder essen noch trinken oder rauchen.

Die einfachste Art den Lötrauch abzusaugen ist ein kleiner Ventilator der den Rauch von der Lötstelle wegzieht und im Raum verteilt, z.B. ein Computerlüfter. Dann muss der Raum aber regelmäßig gelüftet werden.

Die bessere Ausführung hat Filter eingebaut die die Schadstoffe im Lötrauch binden, natürlich sind diese Absaugungen entsprechend teurer.



Abisolierzange:

Um Isolation von Leitungen zu entfernen gibt es viele Möglichkeiten wie die Zähne, Messer, Seitenschneider, aber das Wirkungsvollste ist eine Abisolierzange.

Jeder von euch hat bestimmt schon einmal die Multifunktions-Abisolierzangen aus den Kfz-Bereich gesehen:

Foto 05_Kfz-Abisolierzange

Die sind besser als nichts, abhängig vom Preis sind die Schneiden allerdings eher stumpf und es sind nur für bestimmte Querschnitte Schneiden vorhanden.

Dann gibt es die manuellen Abisolierzangen, bei denen die Leiterstärke mit einer Anschlagschraube eingestellt werden muss.

Foto 06_manuelle Abisolierzange

Das beste Mittel ist eine automatische Abisolierzange, idealerweise sogar mit Längenanschlag und einstellbarer Schneidetiefe, so wie das abgebildete Modell:

Foto 07_Automatikzange





Schrumpfschlauch:

Wir arbeiten mit elektrischem Strom, und der soll keine Abkürzungen nehmen sondern arbeiten.
Alle Verbindungsstellen sollten deshalb entweder mechanisch befestigt werden oder sie müssen isoliert werden.

Dafür eignet sich Schrumpfschlauch am Besten.
Die einfachste Möglichkeit ist, sich ein Sortiment mit verschiedenen Durchmessern zu holen, aber ihr werdet schnell feststellen, dass gewisse Größen oft und andere gar nicht benötigt werden.

Dann ist es an der Zeit, die Größen einzeln zu kaufen, teilweise gibt es die sogar im Baumarkt.
 
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Dominik

Auf Blasted zuhause

Es wird gelötet:


Alle Teile liegen bereit und es ist sicher welche Leitung wo angeschlossen werden muss, der Lötkolben wärmt vor.

Grundsätzlich sollten beide Lötpartner vor dem eigentlichen Verlöten einzeln verzinnt werden, so geht der Lötvorgang später schneller. Wenn mehrere Leitungen zu verlöten sind können die Leitungen auch in einem Durchgang verzinnt werden

Als Faustregel kann man sich merken, dass für eine einfache Verlötung zwischen zwei Partnern selten mehr als fünf Sekunden notwendig sind.
Dauert es länger kann das Lötzinn verbrennen oder Isolationen schmelzen.


Abisolieren:
Aderleitungen werden soweit abisoliert wie benötigt, normalerweise reicht eine Länge von 5mm.
Dazu muss beachtet werden, dass die Isolation sich teilweise bei Erhitzung zurück zieht, das sollte vorher getestet werden.

Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass der Leiter unbeschädigt ist. Wird z.B. mit einem Messer abisoliert kann es passieren, dass einzelne Drähte abgeschnitten werden.

Feindrähtige Leitungen werden nun verdrillt, so dass die Drähte eng aneinander liegen, dann werden die Enden verzinnt, so dass alle Drähte benetzt sind aber sich kein Klumpen Lötzinn am Ende befindet.


Stecker verlöten:
Wenn vorhanden, wird der Stecker mit einem passenden Gegenstück verbunden um ein Verformen des Steckergehäuses zu vermeiden.

Beide Lötpartner werden verzinnt (Leitungsende und Kontakt):

08_Stecker1.png
ein passendes Stück Schrumpfschlauch wird auf die Leitung gefädelt und beide Lötpartner werden in Position fixiert.

Nun wird ein Partner (vorzugsweise der Steckkontakt) mit dem Lötkolben erhitzt, die Wärme sollte auch das Zinn am zweiten Partner zum Schmelzen bringen. Falls das nicht schnell genug geht verbessert ein bisschen zusätzliches Lötzinn an den Kontaktstellen die Wärmeleitung.


09_Stecker2.png


Flammlöten:

Für größere Werkstücke wie einer BrassBreech reicht die Energiezufuhr eines Lötkolbens nicht mehr aus, man muss die Lötstellen mit einer Flamme großflächiger erwärmen.

Zum Weichlöten mit einem Gasbrenner reichen handelsübliche Butan-Brenner völlig aus, die Flamme muss nur konzentriert sein.

Ich habe beispielsweise einen Brenneraufsatz den man auf eine 600ml-Gaskartusche aufschrauben kann, andere Brenner nutzen 190g-Gaskartuschen die angestochen werden.

Selbst ein Gasbrenner zum Flambieren oder ein Gaslötkolben mit offener Flamme sollten für unsere kleinen Lötstellen verwendbar sein, die habe ich aber nicht getestet.


Benötigtes Material:
- Standfester Lötbrenner
- Feuerzeug um den Lötbrenner zu zünden (falls er keine Piezo-Zündung besitzt)
- Fittingslot
- Fittingslötpaste
- Stahldraht auf Rolle (um die Teile beim Löten zu fixieren)
- flexibles Schleifmittel zum Reinigen (Schleifschwamm, Stahlwolle, o.ä.)
- feuerfeste Unterlage z.B. Schamottestein


Ich habe als Beispiel hier mal die Bilder vom Verlöten einer BrassBreech verwendet

Vorbereitung:
Die zu verlötenden Werkstücke werden an den zukünftigen Lötstellen blank geschliffen (Schleifpapier, Stahlwolle oder Schleifpad) und es wird getestet ob sie gut zusammenpassen.

Je schmaler die Lötnaht ist, desto stabiler ist sie und desto leichter wird das Lötzinn durch die Kapillarwirkung in die Lötstelle hineingezogen.


Die Durchführung:
Passen alle Lötpartner gut aufeinander werden sie blank geschliffen und es wird Lötpaste aufgetragen:

10_Flamme1.png
Der hellere Teil des Messings ist blankgeschliffen, der dunklere Teil hat noch eine leichte Oxidschicht.


11_Flamme2.png
An der Lötstelle ist Fittingslotpaste aufgebracht.


Die Teile werden nun zusammengefügt und mit Stahldraht fest fixiert

12_Flamme3.png


Das Lötzinn hat eine höhere Dichte als das zu verlötende Messing, das Messing wird also auf geschmolzenem Lot schwimmen. Daher müssen die Teile mit Draht fest fixiert werden, Stahldraht ist dafür zu empfehlen, weil er sich kaum mit dem Lot verbindet und auch über der Löttemperatur noch mechanisch stabil ist


Nun wird das Teil auf dem Schamottestein mit dem Gasbrenner erhitzt, bis die Fittingslötpaste verdampft und einen silbrigen Belag zurücklässt, die Flamme wird nun entfernt und das Lot wird auf die Lötstelle gehalten.

Dabei sollte die Flamme weder das Material noch das Lötzinn direkt berühren, ansonsten fängt das Messing schnell an zu glühen und die Lötstelle verzundert. Das Lötzinn würde einfach in Tropfen abschmelzen.

Ist die richtige Temperatur erreicht schmilzt das Lot bei Kontakt und wird durch die Kapillarwirkung in den Spalt hineingezogen.
Ist die Temperatur zu niedrig schmilzt das Lot nicht, ist die Temperatur zu hoch verbrennt das Flussmittel und die Lötstelle oxidiert.


Der Schamottestein isoliert dabei so gut, dass man ihn problemlos auf einen Holztisch legen kann, er ist allerdings etwas bröselig, so dass der Untergrund zerkratzt werden kann.
Zusätzlich muss man darauf achten wohin die Lötflamme zeigt, auch der von ihr erwärmte Luftstrom kann noch Dinge verbrennen!


13_Flamme4.png
So sieht die fertige Lötstelle von oben aus.


14_Flamme5.png
So sieht die Lötstelle von unten aus, das war etwas viel Lötzinn, der Überschuss floss durch die Schwerkraft nach unten.


Die Lötstelle kann nun verputzt, das heißt gereinigt, werden. Überschüssiges Lötzinn kann mit Schleifpapier oder einer Feile entfernt werden. Flussmittelreste können mit Spiritus abgewaschen werden.


Während des Lötvorgangs sollte man darauf achten, die Teile nur kurz zu erhitzen.
Metalle und speziell Messing verlieren bei Erwärmung schnell Härte, sie werden rekristallisiert, oder auch „weichgeglüht“, müssen dafür aber nicht zwangsläufig glühen.

Bei Messing kann man das an einer Verfärbung erkennen, es beginnt kupferfarbig wie auf dem Bild der Lötstelle und wird dann irgendwann schwarz. Dabei verbrennt zuerst verbrennt das Zink an der Oberfläche des Messings und später oxidiert dann das verbliebene Kupfer.

Das hat besonders bei dünnwandigen Teilen großen Einfluss, weil es dort schneller passiert und ein BrassBreech besteht fast nur aus dünnwandigen Rohren.

Entsprechend sollte man die Hitze möglichst konzentriert und schnell an die Lötstelle bringen und auch nur so lange wie nötig gehalten werden.
 
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DevilZcall

Auf Blasted zuhause
Ich kann moderne "smart" lötkolben sehr empfehlen. Die sind verhältnismäßig günstig, haben ordentlich leistung, regelbare temperatur und sind ohne große station benutzbar.

Ich selbst besitze ein ts100, das nimmt 12-20V durch eine DC buchse an der rückseite und kam mit nem kleinen netzteil und nem xt60 adapter, lässt sich also auch ne weile akkubetrieben nutzen. Das nachfolgemodell ts80 benutzt USB-C PD, man könnte also ne powerbank benutzen oder ein modernes handynetzteil.
TS100_soldering_iron_loetkolben-2.jpg

Wenn ich mir eines neu kaufen müsste, würde ich den Pinecil nehmen, der ist open source und außerordentlich erschwinglich wenn er beim hersteller auf lager ist: Shop link Der Pinecil benutzt außerdem ts100 kompatible tips.
 

Dominik

Auf Blasted zuhause
Wie sieht das mit der Ersatzteilsicherheit und Nutzungskomfort aus?

So wie ich das sehe sind die Lötspitzen eine Einheit mit dem Heizelement, es wäre gut zu wissen, wie lange die Lötspitzen halten.
 

DevilZcall

Auf Blasted zuhause
Wie sieht das mit der Ersatzteilsicherheit und Nutzungskomfort aus?

So wie ich das sehe sind die Lötspitzen eine Einheit mit dem Heizelement, es wäre gut zu wissen, wie lange die Lötspitzen halten.
Hab meins seit mehreren jahren, mir ist noch nichts kaputtgegangen. Die TS100 spitzen sind auch überall auf aliexpress zu finden und auch von anderen modellen übernommen worden, ich denke so schnell verschwinden die nicht.
 

Foamsnake

Blasted Kenner
Super guide, danke das du dir die Mühe machst!
Bin persönlich vor 5 Jahren auf Gas Lötkolben umgesprungen, einfach weil ich keine Kabel oder sonstiges das mich hindert zu 90% benötigt habe. e.g. Kopfüber unter dem Batteriefach eines Autos, halb im Motorraum hängend. :)

Dann dabei geblieben und für alles benutzt.

Leider noch keinen gefunden der dauerhaft was taugt die meisten gehen nach 100STD ca kaputt (zündung, oder ventiel). Da sind die Dremel und Nachbauten auf ebay und amazon etc wirklich grottig, man könnte das Ventil einfach tauschen, würde es das einzeln geben..ist ne eigene Baugruppe......

Daher habe ich mir noname oder "bauhaus" chinesische rebrands besorgt, für ca 25 €, der letzte hält erstaunlich lange schon (500std?). Leider sind die Spitzen mehr als mäßig bei allen, egal ob 100€ Markenname, 50 oder 25 € und damit der Kunde auch richtig abkot*** haben alle natürlich auch ein eigenes Gewinde. Glaube die Chinesischen sind schon in der 5 Variante alleine. So das man zu 100% die Spitzen nie weiter verwenden kann.

Aber viele bieten die Spitzen an, also halb so wild wenn man nach 20 Blastern eine neue benötigt :)
 
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Being blasted

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