Nicht-Nerf Hobbys

medusa

Auf Blasted zuhause
So, ich dachte, ich knips heute mal ein Bild für euch in meiner Hexenküche im Keller.

sustained-run.png

Das ist der Aufbau mit der kleinen Turbine (Größe etwa Suppendose) in meinem Keller. Wenn sie läuft, habe ich für alles, was ich dann tun muß sowieso ein bis zwei Hände zuwenig, deshalb hab ich vorab das Foto geschossen.
Um das kleine Biest anzudrehen, hat sich nach einigen Versuchen mit Föhn, Kompressor, Laubbläser ein Dremel mit Drehzahlregler als beste Lösung erwiesen. Den nutzlosen kleinen Vorsatz für die noch nutzloseren Schleifpapierröllchen kann man prima mit einem Stück Gummischlauch versehen, und schon hat man einen gut kontrollierbaren Startermotor.
Im Hintergrund sieht man ein Thermometer für die Abgastemperatur, im Hintergrund rechts die Gaskartusche (Ventil muß eins für Lötlampe oder Schweißbrenner sein, sonst kommt nicht genug Brennstoff durch).
Vor der Gasdose liegt das Manometer für den Verdichterdruck, und von der Schmierung sieht man nur den Ölfilter im Schatten. Die Spritze mit Öl liegt hinter dem Dremel.

Hat mich einige Versuche gekostet, rauszufinden, wie man so ein Ding in Gang bekommt. Viel drehen bzw pusten funktioniert nicht, das bläst die Flamme sofort wieder aus. Die Glühkerze in dem Ding tut's nicht, also benutze ich im Moment einen Minilötbrenner dafür. Feuerzeug hatte ich nur einen Versuch, um an meiner linken Hand die Härchen zu entfernen.

Und auch wenn das Ding anläuft muß man vorsichtig sein. Zuviel Gas, und das Turbinenrad fängt an zu glühen (und dehnt sich natürlich aus, was manchmal Fünkchen fliegen läßt). Wohldosiert immer abwechselnd die Drehzahl des Dremels erhöhen und mehr Gas geben ist der Weg. Ganz einfach, wenn man den Trick kennt, aber vor dem ersten Versuch ist man echt ratlos, warum das Ding so gar nicht will.

Heute bin ich damit auf knapp unter 20000 U/min gekommen, das Abgas hatte dabei eine Temperatur von 430°C. Das reicht knapp nicht aus, damit die Kleine sich selbst am Laufen hält, der Dremel gibt aber nicht mehr her. Druck wird dabei so bei 20mbar liegen (zeigt das Manometer noch nicht an).
Wenn man es nachrechnet, saugt der Verdichter dabei schon 12 Liter Luft pro Sekunde an, die dann eben hinten ca. 400° heiß wieder rauskommen. Klar, daß so ein Dingelchen recht durstig ist, was Sprit angeht. Sind eben kleine Kraftpakete.

Morgen werde ich mal noch etwas mehr Gas geben. Allerdings wird mir langsam auch mulmig dabei, das noch im Keller zu machen. Die Keller sind bei uns zwar sehr hoch, weil eine Tiefgarage mit unter dem Haus ist, und deshalb ist auch die Lüftung recht gut. Aber trotzdem kann ich das nur einmal am Tag machen. Das verbrannte Gas riecht man zwar nicht, aber leider das verdampfte Schmieröl.
Aber meine Nachbarn freuen sich sicher schon sehr darauf, daß ich damit auf den Balkon umziehe, wenn das Wetter besser wird. Bei 20000 Touren heult die kleine Büchse wie eine Sirene. Und sie wird noch schneller werden müssen. :p

P.S.:
Natürlich kann man heutzutage Modellturbinen auch mit einer ECU vollautomatisch starten. Die ECU macht dann alles, andrehen, mit Propan zünden, aufwärmen, dann Kerosin reinpumpen, Propan aus, hochfahren bis zum Idle. Muß man nur einmal die Fernbedienung antippen für.
Allerdings kriegt man dann überhaupt kein Gefühl dafür, was in der kleinen Blechdose vor sich geht, und das ist mal wieder das, was mich dabei am meisten interessiert. :)
 
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Dominik

Auf Blasted zuhause
Die ECU macht dann alles, andrehen, mit Propan zünden, aufwärmen, dann Kerosin reinpumpen, Propan aus, hochfahren bis zum Idle. Muß man nur einmal die Fernbedienung antippen für.
Allerdings kriegt man dann überhaupt kein Gefühl dafür, was in der kleinen Blechdose vor sich geht, und das ist mal wieder das, was mich dabei am meisten interessiert. :)
Mittlerweile brauchen die Turbinen auch kein Propan mehr zum Zünden, die laufen direkt mit Kerosin.

Der Komfort ist im Modelflugzeug sicherlich das was man braucht, weil für einen Bordingenieur kein Platz ist, aber das Einregeln hat auch seinen Reiz.
Das finde ich bei den Messgeräten immer faszinierend wenn die den FID (Flammenionisations-Detektor) zünden, dort werden dann auch Luft und Brenngas eingeregelt bis die Flamme gezündet ist und dann werden die eingestellten Betriebsdrücke angefahren.
Was den Lärm angeht könntest du einen Schalldämpfer bauen, einen Kiste mit Akustikschaum um den Auslass, das dürfte etwas helfen.

Du solltest die Turbine übrigens nicht mit einer Schraubzwinge befestigen, die übt nicht nur eine Punktlast auf das Gehäuse aus sondern wird sich vermutlich auch im falschen Moment, also Volllast, lösen. Und dann hast du es mit einem Maschflugkörper und einem Gasleck gleichzeitig zu tun.
 
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medusa

Auf Blasted zuhause
Ja, da hast Du recht. Kerosin hat halt den Nachteil, daß es stinkt. Ist mit einer allergischen besseren Hälfte und in einem reinen Wohngebiet vielleicht auch keine gute Idee. Außerdem läuft man beim reinen Gasbetrieb nicht Gefahr, daß das Maschinchen überdreht und dann die wirklich garstigen Sachen passieren. Gas hat halt nicht genug Druck, um auch nur in die Nähe vom Vollastbetrieb zu kommen. Und ich will da auch gar nicht hin. Es soll nur laufen, und ich messe ein paar Dinge und schreibe sie auf (vulgo Science ;)).

Normales Gas für Kocher etc. reicht schon mal gar nicht, um das Ding überhaupt anzuwerfen, habe ich heute herausgefunden. Da muß ich wohl auf reines Propan umsteigen. Zum Glück gibt es das in Einwegdosen als Kältemittel R290. Hat sogar das gleiche Gewinde wie die Gasdosen. 🤪

Was den Reiz am "Handbetrieb" für mich ausmacht, so haben Leute wie Whipple oder Pabst v.Ohain vor fast hundert Jahren angefangen. Die haben an ihre "Möchte-gerne-eine-Turbine-werden" einen Elektromotor angeflanscht, das Teil angedreht und dann die Verbrennung gestartet. Und gemessen, ob die Drehzahl steigt bzw. die Last auf dem Motor abnimmt.
Genau das sehe ich auch. Bei nur 5000 U/min und eher moderater Gaszufuhr steigt die Drehzahl um ungefähr 500 U/min am. Sowas finde ich großartig zu erleben, und alleine dafür hat sich der Kauf des Kits schon gelohnt. Auch wenn es weit weg vom regulären Betrieb der Turbine ist.

Das mit der Zwinge weiß ich, ist auch nur die Frickellösung zum Ausprobieren. Schmierung wird ja auch keine per Injektionsspritze bleiben. ;)
 
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Hoeni

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F18, kleiner Winter bau.
Flog gestern - seeeeehr zappelig und empfindlich auf Querruder. Überraschend schnelles Teil. Vom Ali und überwiegend aus Rest teilen billig aufgebaut. 4s 3300er lipo, 70er Lüfter drin. Also eher nen mittlerer lipo ;)
 

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medusa

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Für kleine Modell-Turbinen funktioniert reines Propan deutlich besser als das gewöhnliche Campingkocher-Gas. Propan steht bei gleicher Temperatur zwar nur ungefähr unter dem doppelten Druck, aber gemessen habe ich, daß man das Ventil nur ein Drittel so weit aufdrehen muß, um die gleiche Drehzahl zu bekommen.
Demnächst also mehr... :onfire:
 

medusa

Auf Blasted zuhause
Die kleine Turbine meldet Vollzug.
Heute habe ich mit ihr bei 23500 U/min den Selbsthaltelauf erreicht. Abgas 630°C (der Stator glühte schön rot), Verdichterdruck 35mbar. Ihr könnt euch denken, mit was für einem fetten dämlichen Grinsen ich jetzt hier sitze. :)

Der Trick war, das Propan zu temperieren. Beim letzten Versuch wurde die Dose so kalt, daß sie Reif angesetzt hat, bevor ich mit der Drehzahl hoch genug gekommen bin. Bei der Kälte reduziert sich natürlich auch der Druck in der Dose.
Ich hatte schon mal gesehen, daß jemand seine Propandose in einem Eimer mit warmem Wasser hatte. Das ist natürlich nicht so ganz ohne. Gasdosen stehen unter Druck, und man soll sie nicht erhitzen, weil sie sonst platzen. Das Limit ist bei 50°, so weit würde ich es aber lieber nicht treiben.
Propan hat bei 30°C einen Druck von 10 Bar. Also habe ich mir ein Badethermometer besorgt und bin heute mit einem auf 30°C temperierten Wassereimer im Keller verschwunden. Und das hat gut funktioniert. Der kurze Lauf hat die Hälfte des Gases in der Dose verbraucht, wobei die Wassertemperatur nur auf 28.5°C gesunken ist.

Den nächsten Lauf mache ich dann auch mit ein paar Fotos. ;)
 

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